Neu entdeckte Mozart-Komposition aufgeführt

High-light

Stellen Sie sich vor, Sie werden für einen kleinen Auftritt, eine sogenannte „Mugge“, in der Oper Leipzig angefragt. Ein Streicher-Trio müsse es sein, am besten zwei Violinen und ein Cello. Gespielt werden solle an einem Samstagnachmittag vor einer großen Opernpremiere. Genau so erging es unseren Schülern Vincent Geer (17) und David Geer (16), beide Violine, und Elisabeth Zimmermann, Cello (20). Alle drei spielen im Jugendsinfonieorchester, sind also erfahrene Musikerinnen und Musiker. Doch dieser Auftritt sollte ein ganz besonderer werden. Erfahren haben sie es aus den Nachrichten:

https://youtu.be/xRe2oPg3xXg?t=895

Da war die Katze aus dem Sack: Auch die Leipziger Volkszeitung berichtete nun darüber und nannte die Ausführenden, die noch nichts von ihrem Glück wussten. Auf den ihnen zugesandten Noten fand sich nämlich kein Vermerk über den Komponisten. Lediglich „Serenade in C“ war betitelt. So legte sich das Trio gleich noch mehr ins Zeug. Derweil wurde in Salzburg das neue Köchelverzeichnis, das Kompendium über alle Mozart-Werke, von der Internationalen Stiftung Mozarteum vorgestellt, das vom Verlag „Breitkopf und Härtel“ vertrieben wird. Dort befindet sich nun auch Mozarts „Ganz kleine Nachtmusik“ unter der KV648. Zur „Weltwiederuraufführung“ kam es auch, mit 2 Violinen, Cello und Cembalo (Continuo).

Auf das Leipziger Trio prasselten daraufhin zahlreiche Presseanfragen nieder. Zunächst stellte der MDR KLASSIK den Jugendlichen alle möglichen Fragen, allen voran: wie aufgeregt sie denn seien. Noch aber waren sie gelassen. Keiner konnte das Medienecho oder den Besucheransturm am Samstag erwarten. Es folgten Telefoninterviews, Instagram-Beiträge nationaler und internationaler Medien sowie eine Kommentarspalte, die verlauten ließ: „Mozart dropt eine neue Single“. Unter der Jugend ging der Beitrag viral. Nicht schlecht für einen Komponisten, der seit 232 Jahren tot ist.

Samstag dann der große Tag: 17 Uhr sollte es zur großen Deutschlandpremiere kommen. Eingeladen waren alle Musik- und vor allem Mozart-Interessierte in die Oper Leipzig. Im Konzertfoyer, in dem Operngäste gewöhnlich ihr Pausengetränk zu sich nehmen, war eine Bühne aufgebaut. Dazu allerlei Informationsmaterial zu den Leipziger Städtischen Bibliotheken, ein großer Bildschirm mit einem Scan der Neuentdeckung, aber auch – geschützt unter einer Glasvitrine – das Original-Dokument. Über 100 Jahre schlummerte es in der Stadtbibliothek, als Teil der Sammlung von Carl Ferdinand Becker. Auch wenn die Existenz des Dokumentes bekannt war – es wurde schließlich nicht beim Putzen hinter einer Schrankwand entdeckt –, konnte man es zunächst nicht eindeutig Mozart zuordnen. Erst durch Recherchen in Briefen und Anfragen an den damals in Leipzig ansässigen Verlag „Breitkopf und Härtel“ um 1800 von Mozarts Schwester Nannerl konnte zumindest „zweifelhaft“ die Arbeit dem weltberühmten Komponisten zugeschrieben werden. „Zweifelhaft“ bedeutet hierbei lediglich, dass es nur sehr wenige Quellen gibt. Die Musiksprache klingt aber wie Mozart, einem sehr jungen. Man schätzt, er war zwischen 10 und 13 Jahre alt, als er die „Ganz kleine Nachtmusik“ komponierte. Eine beachtliche Leistung!

Jahrhunderte wurde das Werk nicht gehört. Groß war das Medienecho und die Resonanz aus der Bevölkerung. Selbst Opernintendant Tobias Wolff und die Leiterin der Leipziger Städtischen Bibliotheken, Susanne Metz, konnten nicht vorhersehen, welche Menschenmassen sich am Samstagnachmittag Richtung Oper bewegten. Mehrere Hundert teils weit angereiste Musikliebhaberinnen und -liebhaber standen in großer Schlange auf dem Augustusplatz. Da das Konzertfoyer nur Platz für 250 Personen bot, versprach das Trio, das Stück nach der offiziellen Veranstaltung noch einmal auf den Stufen der Oper vorzuführen. Dies wurde begeistert angenommen. Der Festakt selbst war vor allem geprägt von der Historie des Werkes. Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke sagte treffend: „Leipzig ist nun auch fester Bestandteil auf der Mozart-Weltkarte.“

Das Medieninteresse war groß, die Kameras standen links und rechts neben der Bühne. Fotografen dokumentierten die Veranstaltung. Das alles für 12 Minuten kurzweilige Musik.

Nach dem Konzert war vor dem Konzert: Unter tosendem Applaus wurde Mozarts „Ganz kleine Nachtmusik“ in Leipzig willkommen geheißen. Elisabeth, Vincent und David bekamen zurecht stehende Ovationen – und laute Rufe, man möge es noch einmal spielen. Das taten sie dann auch. Den Mitschnitt des Konzerts finden Sie hier! Viel Spaß also mit Wolfgang Amadeus Mozart: Serenade in C „Eine ganz kleine Nachtmusik“, KV648. Deutschlandpremiere 21.09.2024.

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